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Weltrekord bei Para-Weltranglistenturnier
Karina Granitza, Para-Nationalkaderschützin des CfB Soest, hat beim Weltranglistenturnier vom 6.-13. Juli im tschechischen Nové Mesto mit dem Compounddamenteam die Bronzemedaille gewonnen und einen neuen Team-Match-Weltrekord aufgestellt. Dabei hatte es in den Tagen zuvor nicht danach ausgesehen. Bereits die Anreise zusammen mit Recurveschützin Jennifer Heß geriet zur Nervensache, weil ihr Wagen kurz hinter der polnischen Grenze liegen blieb und sie nach vielen Telefonaten endlich einen passenden Leihwagen bekamen. Sie erreichten ihr Ziel kurz vor Mitternacht des Anreisetages. Das Training an den beiden Tagen danach lief durchschnittlich, Unsicherheit beherrschte das Schießen von Karina Granitza. Tags drauf lief es in der Qualifikationsrunde der Einzelwertung aber deutlich besser als gedacht. Mit 649 Ringen schaffte sie ihr derzeitiges Wettkampfniveau und wurde Sechste. Damit waren auch die beiden Nationaltrainer, Mathias Nagel und Harry Mende, zufrieden. Ihre beiden Teamkolleginnen, Lucia Kupczyk und Vanessa Bui, belegten mit 634 bzw. 629 Ringen die Plätze 13 und 16. Ihr Gesamtergebnis von 1912 Ringen bedeutete Rang zwei hinter den wie gewohnt starken Russinnen (1967) und knapp vor Großbritannien (1910). Im Mixed-Wettbewerb erreichte Karina zusammen mit ihrem Partner Michael Müller Qualifikationsplatz acht mit 1299 Ringen. Am vierten Tag fand dann die Elimination statt. Nach Freilos im Sechzehntelfinale, schlug sie im Achtel die starke Türkin Handan Biroglu nach fünfzehn Pfeilen und Gleichstand von 136 Ringen im Stechschuss, freute sich riesig über den für sie unerwarteten Sprung ins Viertelfinale. Dort verpatzte sie gegen die Schwedin Zandra Reppe leider die erste Passe (3 Pfeile) völlig und handelte sich einen Rückstand ein, den sie trotz starker Aufholjagd nicht mehr kompensieren konnte. Das Match ging 135:141 verloren. „Ich war zu Beginn nicht konzentriert genug, hatte aber im weiteren Matchverlauf mein Schießgefühl wieder. Zandra war gegen mich in Topform“, mailte sie abends zufrieden an Heimtrainer Martin Hinse.
So ging es dann am nächsten Tag ins Mixed-Finale, wo jeder Schütze in jedem der vier Sätze zwei Pfeile schießt. Im Achtelfinale schafften Granitza und Müller einen umjubelten 145:117-Kantersieg. Und hofften, diesmal ins Halbfinale einziehen zu können. Aber in der nächsten Runde warteten die starken Russen, die mit Stepanida Artakhinova die neue Einzel-Weltrekordlerin am Start hatten. Sie hatte in der Qualifikation 679 von 720 möglichen Ringen geschossen. Es wurde ein hochspannendes Match auf Augenhöhe, das das deutsche Team nur äußerst knapp mit 146:147 verlor. „Es war nur eine Sieben, die uns den Sieg gekostet hat. Ärgerlich, aber wir schießen, gewinnen und verlieren zusammen“, kommentierte Karina Granitza die Niederlage.
Alle Hoffnungen der deutschen Compoundschützen ruhten nun auf dem Damenmannschaftsfinale am vorletzten Turniertag. Auch hier lief es nicht optimal. Im Halbfinale gegen die Britinnen hatte die zweite Rollstuhlschützin Lucia Kupczyk große Probleme, da sie sich am Vortag leicht erkältet hatte und ihren Körper aufgrund ihrer besonderen Behinderung nur mit viel Mühe unter Kontrolle hatte. Bereits nach den ersten sechs Schuss geriet das Team in Rückstand, steigerte sich zwar dann, aber die Britinnen hielten dagegen. Sie brachten den Vorsprung von zwei Ringen über die Zeit, gewannen gegen die favorisierten Deutschen mit 214:212. Im Kampf um Platz drei zeigte das Trio dann ihr eigentliches Potential. Während die Türkinnen über 198 Ringe nicht hinaus kamen, schossen Granitza, Kupczyk und Bui das Match ihres Lebens. 227 Ringe standen auf der Anzeigetafel – Weltrekord! Das gesamte deutsche Team bejubelte die Bronzemedaille als wäre es Gold. Das nahmen aber die Russinnen nach einem deutlichen 225:210 gegen die Britinnen mit. „Wenn wir gegen die Russinnen das Goldfinale geschossen hätten, wäre es eine ganze heiße Sache geworden“, trauerte Karina Granitza nur kurz der verpassten Chance nach.
Das deutsche Damenteam hält somit aktuell zwei Welt- und Europarekorde, nachdem Ende Juli 2014 bei den Para-Europameisterschaften in Nottwil/Schweiz der erste Coup gelang.
Für die Soester Schützin, die jetzt erstmal einen Kurzurlaub an der Ostsee verbringt, geht es im August mit den Deutschen Meisterschaften und der Para-WM in Donaueschingen weiter. Die Ziele sind klar – eine Medaille und den Quotenplatz für die Paralympics in Rio de Janeiro 2016 gewinnen.