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Gold für Martina Boscher bei der Feldbogen-WM
Hochdramatisch gestaltete sich das Team-Finale der Damen bei der Feldbogen-WM in Cortina d'Ampezzo aus deutscher Sicht. Carolin Landesfeind (Compoundbogen), Lisa Unruh (Recurvebogen) und die Münsterländerin Martina Boscher (Blankbogen) (Foto v.l.) besiegten auf ihrem Weg ins Finale bereits Schweden und Großbritannien souverän, ehe sie im Gold-Finale auf die Gastgeberinnen aus Italien trafen. In der ersten Hälfte des Matches lagen beide Teams beinahe gleichauf. Doch das nächste Drittel sollte alles verändern. Während Landesfeind mit einer Vier das End eröffnete, verfehlte Unruh gar die Scheibe. Etwas, was man bei der erfahrenen Schützin nicht oft sieht. Ungläubig sah sie mit dem Fernglas auf die Scheibe und kommentierte ihren Schuss mit einem Schulterzucken. Und auch Martina Boscher traf nur den Rand der Scheibe und erzielte eine Eins hoch. Der Vorsprung dahin. Zwar schwächelten die Italienerinnen im Endspurt stark, doch auch die deutschen Damen ließen Federn und verloren ihr Match – zumindest vorerst. Wenig später wurde zurück gerudert, denn Peter Lange, Disziplinverantwortlicher und Betreuer des deutschen Aufgebots, legte Protest ein. Wie sich herausstellte, waren die Scheibenentfernungen falsch abgemessen worden, dem Protest wurde statt gegeben. „Die Italienerinnen haben wie wir hohe Einsen und Zweien geschossen. Es kann nicht sein, dass ein vielleicht zuvor zu tief geschossener Pfeil oder das Zuggewicht des Bogens entscheidet“, klärt Boschner nach dem Wettkampf auf. Fünf Meter machten also am Ende den entscheidenden Unterschied. Die Scheiben wurden aus der Wertung genommen und damit war es klar: Deutschland ist Weltmeister. „Die Freude der Mädels ist gerade deshalb sehr groß, weil dem Protest ohne Wenn und Aber zugestimmt wurde und der Ausgang des Finales eben deshalb erst gerecht ist“, erzählt Peter Lange nach dem nervenaufreibenden Wettkampf, „selbst die Italiener haben mir persönlich gesagt, dass es so völlig in Ordnung ist und sie an meiner Stelle exakt genauso gehandelt hätten“.
Spannend machte es auch das deutsche Männerteam. In der Besetzung Jens Asbach (Compound), Florian Kahllund (Recurve) und Michael Meyer (Blankbogen) gingen die Deutschen in Führung, doch so schnell sie sich zwei Ringe Vorsprung erarbeitet hatten, so schnell war er auch wieder weg. Mit Gleichstand ging es in die zweite Hälfte des Matches. Doch die Männer gaben nicht auf, motivierten sich immer wieder gegenseitig und arbeiteten konzentriert. Erst der letzte Pfeil sollte am Ende über Gold oder Silber entscheiden. Eine Drei hätte dem Amerikaner zum Sieg gereicht, doch der steile Hang hatte seine Tücken und er verfehlte die Scheibe weit. Somit ging auch diese Goldmedaille mit 49:47 ans Team Deutschland. Peter Lange zeigt sich begeistert: „Dass wir die Amerikaner in der Besetzung (Anderson, Ellison, Demmer III) schlagen konnten, war schon eine Sensation!“
Gold für Unruh und Bronze für Landesfeind im Einzel
Zum zweiten Mal um Gold ging es für Lisa Unruh, die sich ihren Weg ins Recurve-Finale hart erkämpft hatte. Doch zeigte die Olympiazweite von Rio ihre ganze Klasse und ließ ihrer Konkurrentin zu keiner Zeit eine ernsthafte Chance. Souverän siegte sie mit 54:40 Ringen und holte sich damit ihren zweiten WM-Titel innerhalb von 24 Stunden. „Ich bin richtig glücklich und stolz mich zweifache Weltmeisterin nennen zu dürfen“, so die Polizeiobermeisterin. Vor allem gestern schon einmal auf dem Kurs geschossen zu haben, und die 60-Meter-Distanz richtig einschätzen zu können, sei für sie der entscheidende Vorteil gewesen. Für eine weitere Medaille hingegen sorgte Compound-Schützin Carolin Landesfeind. Die frischgebackene Team-Weltmeisterin qualifizierte sich fürs Finale um Platz drei. Dort lieferte sie sich mit der Italienerin Franchini ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Mit drei starken Sechser-Wertungen in End drei holte sich Landesfeind jedoch den entscheidenden Vorteil und siegte am Ende mit 58:55. Die Bronzemedaille hatte sie sich nach diesem tollen Auftritt damit redlich verdient. Martina Boscher gelang ebenso ein toller Wettkampf, der mit Platz fünf belohnt wurde. „Ich bin überglücklich über diesen Erfolg. Alle im Team haben ihr Bestes gegeben. Es war konditionell und technisch sehr anspruchsvoll. Alle waren perfekt vorbereitet und haben die in sie gesetzten Erwartungen erfüllt“, zieht Peter Lange am Ende Bilanz einer äußerst erfolgreichen Weltmeisterschaft der deutschen Feldbogenschützen.