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EM-Gold-Desaster in Baku für die Flintenschützen
„Die Skeet-Damen vom SSC Schale (Foto vor dem Wettkampf) sind Mannschaftseuropameister!“, so lautete die geplante NWAW-Überschrift nachdem die Nachricht aus Baku vom erfolgreichen Abschneiden die Fans zu Hause erreichte. Denn alle glaubten, Christine Wenzel, Nele Wißmer und Katrin Wieslhuber (alle SSC Schale) hatten nach altem Regelwerk die EM-Mannschaftswertung gewonnen.
Mit 68 Treffern zog Christine Wenzel (Foto sitzen, Foto schießend) als Zweitbeste in das Finale der besten sechs Schützinnen ein, indem sie sich die Bronzemedaille für Deutschland erkämpfte. Nele Wißmer (Foto stehend rechts) wurde mit 67 Treffern, aber mit Nachsicht im Stechen, undankbare Siebtplatzierte und konnte nicht mit um die Medaillen kämpfen. Mit den 63 Treffern von Kathrin Wieselhuber (Foto stehend links) setzten sich die Damen nach alter Wertung mit 198 Treffern an die Spitze der Teamtabelle.
Dann jedoch nach Wettkampfende der Schock: Es gab erstmals bei dieser EM eine neue Regel, nachdem das Mannschaftsergebnis nur Qualifikationsergebnis für eine neue Teamwertung ist, die am Folgetag ausgeschossen wird. Die deutsche Delegation kannte diese neue Regel nicht, obwohl Sportdirektor und Disziplin-Bundestrainer vor Ort waren und auch schon in der Disziplin Trap drei Tage zuvor nach dieser neuen Regel die Medaillen vergeben wurden.
Die Enttäuschung drei Stunden nach Wettkampf zu erfahren, dass man nicht Europameister ist, sondern das Turnier am folgenden Tag fortgeführt wird, war für unsere Mädchen grenzenlos. Jeder Mensch der Sport betreibt, kann sich diese Situation sicher vorstellen.
Nach diesem Tiefschlag wollten die Mädchen zumindest ihre EM zu Ende schießen, dafür hatten sie sich monatelang vorbereitet und die Reise nach Aserbaidschan angetreten. Aber die Delegationsleitung entschied sich dafür, die bereits gebuchten Flüge wahrzunehmen. Also: Abbruch der EM mitten im Turnier, das Team muss abreisen!
Dann auf dem Flughafen der „krönende Abschluss“ dieser EM-Blamage: Alle drei Mädchen mussten das Flugzeug wegen Überladung verlassen und auf einen Folgeflug warten, der frühestens am nächsten Tag stattfinden würde. Sie mussten also dableiben und durften als Favoriten nicht mitschießen.
Diese Situation ist sicherlich einzigartig in der deutschen Sportgeschichte und für eine olympische Sportart. Während alle anderen Nationen auf die neue Situation vorbereitet waren und die EM nach neuem Regelwerk beenden, sitzen die besten (und führenden) deutschen Schützinnen ohne Flinte da und können nur zusehen. Das haben unsere Mädchen nicht verdient!
Wir möchten an dieser Stelle darauf hinweisen, dass entgegen der News des DSB im Wettbewerb Trap Frauen nicht nach altem Regelwerk Medaillen vergeben wurden, sondern auch schon nach dem neuen Modus, wie in der Ausschreibung (General information) aus Mai 2017 angekündigt.
Im Wettbewerb Skeeet Männer belegte Sven Korte (Ibbenbüren) mit 113 Treffern Platz 32 bei den Europameisterschaften in Baku. Keine Trefferzahl, mit der er um die Finalplätze hätte mitkämpfen können. Auch sein Teamkollege Vincent Haaga auf Rang 26 mit 115 Treffern kam nicht in die Nähe der Finalplätze. Mit 338 Treffern belegte das deutsche Team Rang neun in der Mannschaftstabelle. Für unseren Junioren Marvin Meier lief es leider ebenfalls nicht ganz rund. Er belegte mit 103 Treffern in der Wertung der Junioren Skeet den 33. Platz.
Mit dieser Europameisterschaft können wir nicht zufrieden sein, aber den Sportlerinnen und Sportlern kann man keinen Vorwurf machen.
Bilder: German Shotgun News