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Ein soziales Jahr im Sport - Einblick hinter die Kulissen
Die ehemalige BFDlerin und aktive Landesjugendsprecherin Jasmin Adrians hat uns einige Zeit nach ihrem Jahr beim Westfälischen Schützenbund ein Interview gegeben. Zeit genug das Jahr einmal Revue passieren zu lassen und ein Feedback geben zu können. Welche Angebote und Aktionen ein FSJ oder BFD aber auch welche Pflichten es mit sich bringt, erfahrt ihr hier.
Jasmin, wer oder was hat dich dazu bewogen einen Bundesfreiwilligendienst zu machen und wie kam es das du diesen beim Westfälischen Schützenbund angetreten hast?
Jasmin: „Durch mein nun schon fast 5-jähriges Engagement im Jugendforum habe ich mehrere FSJler und BFDler kennengelernt, die beim WSB ein soziales Jahr gemacht haben und hatte dementsprechend viele unterschiedliche Erfahrungsberichte gehört. Im Jahr 2017 stand mein Abitur vor der Tür und ich wollte vor allem eins: Mein Hobby zum Beruf machen, und mich selbst vom Bundesfreiwilligendienst beim WSB überzeugen.
Auch durch meine gerade angefangene Tätigkeit als Landesjugendsprecherin und somit Mitglied des Jugendvorstandes der Westfälischen Schützenjugend bot es sich für mich an, ein Jahr lang hinter die Kulissen zu schauen.“
Wenn du es kurz und knapp halten müsstest, welche Arbeiten haben auf dich gewartet?
Jasmin: „Viele Dinge warteten auf mich. Vorrangig arbeitete ich im Jugend- und Bildungsbüro bei Klaus Lindner und habe viele Aufgaben der Lehrgangsverwaltung übernommen. Aber auch meine Mitarbeit im Jugendforum zählte zu einer meiner Kernaufgaben, sodass mein dortiges Engagement verstärkt wurde.
Ich konnte viel Verantwortung in Jugendlehrgängen, bei denen ich als Betreuerin mitgefahren bin, übernehmen, und bei der Gestaltung von Gruppenabenden oder gruppendynamischen Übungen meiner kreativen Ader freien Lauf lassen.
Doch auch in andere Bereiche beim WSB durfte ich hinein schnuppern. So habe ich beispielsweise bei dem ISAS 2018 den Fahrdienst übernommen und bei der Öffentlichkeitsarbeit mit Interviews von internationalen Persönlichkeiten geholfen.“
Was hat dir besonders Spaß gemacht und was vielleicht auch gar nicht gefallen?
Jasmin: „Besonders viel Spaß hat mir das Organisieren von eigenen Projekten gefallen. Ich mag es, für Veranstaltungen die alleinige Verantwortung zu tragen, denn so kann ich am Ende sagen „Das hab ich geschafft und ich kann stolz auf mich sein.“.
Gar nicht gefallen hat mir, dass ich am Ende alle meine Aufgaben an meine Nachfolgerin Sophia abgeben musste. Ich fand es toll, ein Jahr lang die Verantwortung für viele Sachen zu tragen. Zum Beispiel hatte ich auf unserem Jugendcamp einen besseren Durchblick in der Organisation als andere, oder wusste am besten Bescheid, wie die Projektförderung abgewickelt wird. Jetzt übernimmt Sophia diese Verantwortung und Aufgaben, welche ich ungerne abgebe, aber ich bin mir sicher, dass sie das sehr gut machen wird.“
Du hast auch Pflichtlehreinheiten vom LSB aufgetragen bekommen, wie konntest du diese ableisten?
Jasmin: „Die sogenannten „Pflichtlehreinheiten“ sind 25 Bildungstage, die man ableisten muss, damit das BFD am Ende als solches anerkannt wird. 15 davon übernimmt der LSB mit super coolen Seminaren, sodass man sich nur noch um 10 weitere Bildungstage kümmern muss. In den Seminaren wird viel über das soziale Jahr als solches und allem, was man wissen muss, geredet. Zudem wird auch über Dinge wie die Prävention von sexualisierter Gewalt und der Umgang mit Kindern im Sport gesprochen. Nebenbei lernt man in solch einer Gruppe noch viele sehr nette Menschen kennen, die auch einen Freiwilligendienst leisten, und ich kann nicht verleugnen, im Abschlussseminar das ein oder andere Tränchen verdrückt zu haben.
Außerdem muss man ein eigenes Projekt planen und durchführen, damit das BFD anerkannt wird. Ich habe, um in meinem eigenen Verein, der SB Sichtigvor, den Zielsport weiter voran zu bringen, eine Winny Challenge in den Sommerferien durchgeführt. In Zukunft soll, dadurch angeregt, eine Zielsport Abteilung etabliert werden.“
In der Politik wird die Frage diskutiert die Wehrpflicht wieder einzuführen. Momentan sind das FSJ und der BFD zwei freiwillige Alternativen. Mit einer Wehrpflicht ging damals auch der Sozialdienst einher. Wie stehst du dazu, freiwillig oder Pflicht?
Jasmin: „Interessantes Thema! Meiner Meinung nach soll jeder junge Mensch freiwillig wählen können, wie er seine Zukunft gestaltet. So bekommt man vor allem die Leute ins Ehrenamt, die auch wirklich Bock da drauf haben. Wäre der Freiwilligendienst Pflicht, gäb es eine große Menge an Personen, die keine Lust darauf haben, und es nur machen, weil sie es machen müssen. So bekommt man keine motivierten Menschen ins Ehrenamt.
Ich denke auch, dass viele denken, dass ihnen so „ein Jahr geklaut wird“, indem sie einen Dienst machen müssen. Ein Jahr, indem man auch hätte schon eine Ausbildung oder ein Studium beginnen können.
Natürlich würden mit einem verpflichtenden Dienst viel mehr Menschen das Ehrenamt mehr wertschätzen, jedoch bin ich der Meinung, dass dies auch anders geht.
Trotzdem finde ich, dass der Freiwilligendienst einen Menschen unglaublich prägen kann und ist natürlich eine super Option für junge Menschen, die nach ihrem Schulabschluss noch nicht genau wissen, was sie in der Zukunft machen wollen.
Also ganz klar: Freiwillig!“
Warum sollten junge Menschen einen Bundesfreiwilligendienst oder ein Freiwilliges Soziales Jahr beim WSB leisten?
Jasmin: „Junge Menschen sollten ihren Freiwilligendienst beim WSB leisten, wenn sie auch Sportschützen sind. Als „Nichtschütze“ ist man vielleicht einfach nicht vertraut genug, um die Strukturen und Meinungen im Verband zu verstehen.
Aber wenn man den WSB als solches kennenlernen möchte, wissen möchte, wieso manche Dinge so ablaufen, wie sie ablaufen, oder man sich, wie ich, selbst von Erfahrungsberichten und Meinungen überzeugen möchte, dann sollte man dort definitiv ein soziales Jahr machen.
Vor Allem, wenn man an Jugendarbeit als solche interessiert ist, und einfach mal wissen möchte, wie sowas geht.
Menschen, die mit Herzblut hinter dem stehen, was sie tun, sind die richtigen Menschen für diesen Job.“
Welche persönlichen Erkenntnisse, Erfahrungen und vielleicht auch Prägungen hast du während deines BFDs mitgenommen?
Jasmin: „Ich habe, wie oben bereits erwähnt, erfahren, wie schön es ist, Verantwortung zu übernehmen. Ich habe gelernt, mit Kritik besser umzugehen. Ich habe durch dieses soziale Jahr mein Hobby zum Beruf machen können, und die Erkenntnis mitgenommen, dass mir das auf Dauer zu anstrengend ist. Ich habe nach einiger Zeit den Spaß am Schießen verloren, weil man 24/7 mit dem Schützenwesen zu tun hatte. Morgens von 9 bis 17 Uhr in der Geschäftsstelle, dann zuhause Aufgaben in der Kreis- und Bezirksjugendarbeit, Probe meines Schützen-Spielmannszuges, usw. Da hat man am Ende des Tages keine Lust mehr, sich für zwei Stunden auf einen Schießstand zu stellen und selbst zu schießen. Jedoch lebt das jetzt nach meiner BFD-Zeit wieder auf, worum ich ziemlich froh bin.
Ich kenne Abläufe hinter vielen Sachen besser. Beispielsweise, warum Einladungen zu Lehrgängen immer erst so spät kommen, oder warum man manchmal auf „Wartelisten“ gesetzt wird. Man hat ein besseres Verständnis zu Behördenabläufen oder Ähnlichem, weil man weiß, welche Arbeitsschritte hinter einer vermeintlich „einfachen“ Aktion stecken.
Was wünschst du dir vom WSB und der WSJ auch nach deiner Zeit als BFDlerin dort?
Jasmin: „Ich wünsche mir natürlich, immer herzlich dort aufgenommen zu werden, was bis jetzt auch immer so war. Ich wünsche mir außerdem, dass meiner Nachfolgerin Sophia auch so viele Türen geöffnet werden, und sie dieselben tollen Erfahrungen wie ich machen darf.
Ich werde durch mein Ehrenamt auch weiterhin Aufgaben der Westfälischen Schützenjugend übernehmen dürfen, und freue mich jedes Mal, in die Geschäftsstelle zu kommen, weil die Menschen dort im Laufe des Jahres zu meiner zweiten Familie geworden sind.
Ich wünsche mir außerdem, dass es im gesamten westfälischen Schützenbund weniger Konkurrenzkämpfe gibt und an einem Strang gezogen wird. Denn die Zukunft der Schützenvereine steht in Zeiten von digitalen und sozialen Medien und in einem Pool von min. 100 weiteren Sportvereinen auf dem Spiel. Ich wünsche mir, dass alle Vereine im westfälischen Schützenbund gemeinsam an unserer Zukunft arbeiten, jungen Menschen die Chance geben, sich zu engagieren und zu beweisen, und den Zielsport mit Kindern unter 12 Jahren in ihr Vereinsleben mit aufnehmen.“