In der Vorderladerhochburg Pforzheim wurden die Deutschen Meisterschaften ausgetragen. Den Gewinner*innen herzlichen Glückwunsch.
Doris Dellori (SSV Magnum Birkefehl, Foto r.) sicherte sich die Silbermedaille bei den Damen I mit der Perkussionspistole (138 Ringe) und erreichte zudem einen vierten Platz mit dem Perkussionsrevolver und 129 Ringen. Die einzige Goldmedaille für den Westfälischen Schützenbund sicherte sich Matthias Dreisbach (SSV Magnum Birkefehl, Foto u.), der ebenfalls beim Perkussionsrevolver seine Bestleistung der Deutschen Meisterschaften zeigte. Mit 140 Ringen gewann er Gold vor Olaf Terkowski aus Hessen mit 138 Ringen.
Die diesjährigen Deutschen Meisterschaften der Vorderladerschützen, welche auf den Anlagen des Badischen Landesleistungszentrums in Pforzheim ausgetragen wurden, offenbarten bei sehr vielen Schützen Trainingsdefizite, die wohl auf die lange Corona-Periode zurückzuführen sind.
Teilweise monatelange Schließungen der Schützenhäuser und der Schießanlagen hinterließen hier wohl ihre Spuren. Beim Vergleich der diesjährigen Ergebnisse mit den Leistungen der vergangenen Jahre, stellte sich heraus, dass man in weiten Bereichen nicht an deutschen Rekorde der Vergangenheit herankam. So gab es in diesem Jahr auch keinerlei neue Deutsche Rekorde zu vermelden. Ein einziger Rekord wurde eingestellt. Betrachtet man sich allerdings die Rekorde der Vergangenheit, so muss es eigentlich auch jedem klar sein, dass diese zwischenzeitlich so hoch sind, dass sie kaum noch zu toppen sind. Glücklicherweise hielt sich die glühende Hitze des ersten Wettkampftages am Samstag und Sonntag nicht, so dass zumindest in diesem Bereich "Entwarnung" angesagt war. In den einzelnen Disziplinen kam jedoch der Sieger Peter Käpernick mit seiner Muskete und einem Ergebnis von 141 Ringen nahe an den seit 1999 gültigen Rekord von 142 heran. Geringfügig mehr Abstand ließ beim Steinschloßgewehr liegend (100 m) Reiner Holla, der mit 139 Ringen an den früheren 141 Ringen auch nur knapp daneben lag. Beim Steinschlossgewehr stehend (50m) erging es Michael Sturm (Sieger Herren I) ähnlich. Er lag mit 145 Ringen auch nur knapp hinter dem Rekord von 147 und Walter Massing (Sieger Herren III) ließ mit 143 Ringen bereits etwas mehr "Luft". Sein knapper Kommentar: "den Rest habe ich mir für die WM aufgehoben".
Bei Perkussionsfreigewehr (Rekord 149 Ringe) gewann Achim Bailer mit sehr guten 148 Ringen die Herren I und Günter Kunz ließ mit seinen 147 Ringen bei den Herren III auch keine Zweifel an seiner Klasse aufkommen. Das Perkussionsgewehr stehend (50 m - Rekord Herren 150 Ringe) brachte auch keine sonderlichen Überraschungen. Hier gewannen in der Herren I Tobias Uhrig mit 147, Herren II Erwin Gloßner mit 147, Herren III Alexander Schösser mit 148 und Herren IV Hansjörg Hegele mit 145 Ringen. Die Damen (Rekord 149) wurden hier mal wieder von Ute Gretz mit 147 Ringen dominiert. Eine größere Lücke zum deutschen Rekord von 146 Ringen klaffte schließlich beim Perkussions-Dienstgewehr. Hier konnten Michael Sturm mit 135 Ringen die Herren I und Peter Käpernick mit 139 Ringen die Herren III gewinnen. Alles in allem ist diese Disziplin allerdings nicht wie gewünscht gelaufen. Die WM in zwei Wochen wird dann zeigen, wo die Schützen des DSB hier international stehen.
Was die Kurzwaffendisziplinen betrifft, so ist hier der bereits seit längerem beobachtete Trend bestätigt worden. Die Ergebnisse bei deutschen Meisterschaften liegen seit geraumer Zeit in einem Bereich, der nicht an frühere Leistungen anknüpfen kann. So können zwar Andreas Stock mit dem Perkussionsrevolver mit 137 Ringen die Herren I und Matthias Dreisbach mit 140 Ringen die Herren IV gewinnen, sind aber von dem deutschen Rekord (146 Ringe) doch Welten entfernt. Bei den Damen konnte sich wieder einmal Gabriele Haas mit 137 Ringen durchsetzen. Eine ganz ähnliche Situation zeigt sich bei der Perkussionspistole (Rekord 147) wo Newcomer Matthias Plöscher mit 141 Ringen siegte und seine WM-Nominierung damit unterstrich. Bei der Steinschlosspistole siegte zwar mit Joachim Haller ein "alter Hase" - er blieb aber mit 138 Ringen ebenfalls deutlich unter dem deutschen Rekord von 144 Ringen.
Fazit bei den Kurzwaffen, das Bundesreferent knapp auf den Punkt bringt: "Bleibt abzuwarten, wo wir uns mit dem aktuellen Leistungsstand bei der WM positionieren werden". Bei den Flinten sieht die Welt etwas freundlicher aus. Hier konnte sich Alfred Bloem mit der Perkussionsflinte und einem Ergebnis von 49 Treffern knapp unterhalb des deutschen Rekordes einreihen. Sein Teamkollege Roland Robben stellte als einziger bei der diesjährigen Deutschen Meisterschaft mit der Steinschlossflinte und einem Ergebnis von 48 Treffern einen deutschen Rekord ein. Alles in allem lassen allerdings die Leistungen der deutschen Nationalkaderschützen wieder auf eine erfolgreiche WM hoffen. Hier wird man sehen müssen, wie tief sich Corona bei den anderen Nationen in die Leistungsfähigkeit der einzelnen Schützen "eingegraben" hat. Denn auch andere Nationen hatten das gleiche Problem, wenn auch nicht in jedem Land so rigoros und konsequent mit der Pandemie umgegangen wurde. Die Weltmeisterschaften, die vom 16. bis zum 20. August in Pforzheim stattfinden, werden wohl sehr spannend.
TEXT GERHARD LANG, PS FOTOS BRIGITTE FRITSCH