Die deutschen Schnellfeuerpistolen-Schützen haben zum wiederholten Male bewiesen, dass sie absolute Weltklasse sind bzw. diese mitbestimmen.
Christian Reitz siegte beim Weltcup in Rio de Janeiro/BRA und verwies seinen Nationalmannschafts-Kollegen Oliver Geis auf Rang zwei. Bundestrainer Detlef Glenz jubelte: „Auf meine Männer ist Verlass. Das war der erste Doppelsieg überhaupt!“
Bereits in der Qualifikation hatte das DSB-Spitzenduo seine herausragende Verfassung unter Beweis gestellt: Geis ging als Nummer eins in das Finale mit 589 Ringen, unmittelbar gefolgt von Reitz, der einen Ring weniger aufwies, was nach Tag eins nicht unbedingt klar war: „Zum Schluss steht Gold, aber es war kein leichter Weg. Gerade die erste Hälfte war nicht so berauschend, eine 44-er Serie in vier Sekunden war halt nicht so toll. Dafür habe ich mit der 297 im zweiten Halbprogramm noch einmal alles gerettet.“
Im Finale machte das Duo den Konkurrenten aus China (2x), Kuba und Pakistan von Beginn an klar, dass der Sieg nur über schwarz-rot-gold gehen kann. Beide starteten mit einer perfekten Fünfer-Serie, nach der dritten Serie betrug der Vorsprung zwei Treffer, nach der fünften Serie vier Treffer auf die Verfolger. Die Vorentscheidung im Kampf um Gold fiel in der siebten Fünfer-Serie, als Geis mit nur zwei Treffern das einzige Mal „schwächelte“ und Reitz den Vorsprung auf drei Treffer ausbaute (31:28). Am Ende hieß es 34:32 für Reitz – beide zeigten absolute Weltklasse. „Das Finale von Olli und mir war richtig stark! Zum Schluss konnte ich es für mich entscheiden und Olli auf Platz zwei drängen“, kommentierte Reitz zufrieden. Für ihn war es seit 2008 der insgesamt 13. Weltcup-Erfolg, den ersten landete er übrigens ebenfalls in Rio. Und mit seinem Olympiasieg an gleicher Stelle scheint es so, dass Reitz in Rio nahezu unschlagbar ist. Mathias Putzmann wurde nach einem schwächeren zweiten Halbprogramm 27. (575 Treffer).
Josefine Eder sichert sich ihren Top-Team Platz
Mit einer überragenden Vorstellung in der Qualifikation beim Weltcup in Rio de Janeiro/BRA hat sich Sportpistolen-Schützin Josefin Eder in das Top Team Tokio geschossen. Zwar konnte sie im Finale diese Leistung nicht mit einer guten Platzierung oder Medaille belohnen, „dennoch hat sie gezeigt, dass sie in der Weltspitze mitspielt“, war Bundestrainerin Barbara Georgi hochzufrieden.
Bereits nach dem ersten Teil der Qualifikation, dem Präzisionsschießen, lag Eder aussichtsreich mit 293 Ringen auf Finalkurs. In ihrer Spezial-Disziplin, dem Duellteil, packte sie noch einen „drauf“, schoss hervorragende 297 Ringe und gewann die Qualifikation mit dem Weltklasseresultat von 590 Ringen. „Das war ein Hammerergebnis, sie kann stolz auf sich sein, dass sie das heute so durchgezogen hat“, kommentierte Georgi. Leider missriet Eder im Finale die erste Serie völlig – fünf Schuss kein Treffer. Damit lag sie von Beginn an hinten, erreichte zwar noch das Shoot-off, in dem sie jedoch der griechischen Olympiasiegerin Anna Korakaki knapp unterlag. Für die 23-jährige von der Landespolizei Brandenburg war dies mit Abstand der größte Erfolg in ihrer Karriere und der Beweis, dass die Sportpistole zu den stärksten Disziplinen im DSB zählt. Denn neben Eder haben auch Monika Karsch, Doreen Vennekamp, Sandra Reitz und Michelle Skeries den Top Team Tokio-Status erreicht, sodass es um die zwei Quotenplätze im nächsten Jahr eine spannende Ausscheidung geben wird.
Reitz schoss in Rio ebenfalls gut und erreichte Platz zwölf mit 584 Ringen. Diese hätten bei den Weltcups in München und Neu Delhi zum Finaleingang gereicht. Michelle Skeries zeigte sich dagegen in Rio nicht von ihrer besten Seite und erreichte lediglich 557 Ringe (Platz 73). Carina Wimmer schoss in der MQS-Wertung 575 Ringe.
Kein Quotenplatz mit dem Luftgewehr in Rio
59 Schüsse lag Julia Simon im Luftgewehr-Wettkampf beim Weltcup in Rio de Janeiro/BRA auf Finalkurs. Dann patzte sie mit dem letzten Schuss, einer 9,5, und musste sich mit Platz zehn zufrieden geben. Der erhoffte Quotenplatz war weg.
Eine 10,0 hätte gereicht, um in das Finale einzuziehen und einen Quotenplatz für Tokio 2020 zu gewinnen. Dementsprechend frustriert war die 28-Jährige nach am Ende 627,9 Ringen: „Den letzten Schuss habe ich dreimal abgesetzt, aber mein Puls wurde leider immer schlimmer. Und genau in den Puls ist die 9,5 dann abgehauen. Es ist so bitter, um fünf Zehntel an einem der begehrten Quotenplätze vorbeizuschrammen, wenn man ihn bereits in der Hand hatte. Da ist es auf einmal schwierig, den grandiosen Wettkampf zu sehen, wenn ein Schuss zwischen Freud und Leid entscheidet und das gerade noch der letzte ist.“ Zuvor hatte Simon einen phantastischen Wettkampf gezeigt. Die hohen Zehnerwertungen fielen in Serie („Die mittleren vier Serien waren der Knaller und genau so auch geschossen!“), zwischendurch lag sie auf Position drei mit Kurs auf ein Ergebnis von ca. 630 Ringen. Die letzte Serie entwickelte sich dann zähler, die Leichtigkeit war nicht mehr vorhanden, „technisch waren die Schüsse gut umgesetzt, aber einfach zu verbissen“, so Simon, die sich relativ schnell aber wieder kämpferisch zeigte: „Trotzdem gebe ich nicht auf! Es gibt noch zwei große Chancen, die ich definitiv nutzen will.“
Das gilt auch für Anna Janßen, die mit 627,0 Ringen ebenfalls eine starke Leistung zeigte und auf Platz 16 endete. Isabella Straub fand dagegen zu keinen Zeitpunkt in den Wettkampf, den sie mit 617,5 Ringen (Platz 88) beendete. Bundestrainer Claus-Dieter Roth fasste zusammen: „Die Ergebnisse von Julia und Anna sind voll im grünen Bereich. Leider haben beide in der letzten Serie das ein oder andere Zehntel liegen lassen.“
Text & Foto: DSB