Der DOSB erwartet Schäden in Milliardenhöhe im organisierten Sport durch die Corona-Pandemie.
Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zieht nach einer aktuellen Schadenserhebung bei seinen 100 Mitgliedsorganisationen das Fazit, dass die Schäden im organisierten Sport in Deutschland durch die Corona-Pandemie Milliardenhöhe erreichen werden. Die in den letzten vier Wochen durchgeführte Befragung der Mitgliedsorganisationen des DOSB durch die unabhängige Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Deloitte fokussierte sich dabei nur auf ein Segment des organisierten Sports, nämlich die Verbände und Sportorganisationen auf Bundesebene und die Landessportbünde. Vielfältige und gravierende Schäden sind darüber hinaus in vielen weiteren Bereichen spürbar, so bspw. bei Vereinen, Athlet*innen, Trainer*innen, Veranstalter, (Profi)-Ligen oder Sponsoren.
Die konkrete Schadenshöhe für SPORTDEUTSCHLAND hängt ganz besonders von der Gesamtdauer der coronabedingten Einschränkungen ab und ist derzeit noch nicht endgültig abschätzbar. "Die Vielfalt der Vereins- und Verbandslandschaft in Deutschland ist massiv in Gefahr. Schon aus den nun erstmals konkret ermittelten Zahlen werden zahlreiche Brandherde erkennbar und es besteht die Gefahr, dass aus dem aktuellen Schwelbrand in den nächsten Monaten ein nationaler und existenzbedrohender Flächenbrand entsteht. Wenn wir nicht bald zum herkömmlichen Sporttreiben mit entsprechenden Wettkampfaktivitäten zurückfinden und zusätzlich dringend notwendige Hilfen über alle Ebenen erfahren, wird Sportdeutschland im kommenden Jahr nicht mehr wiederzuerkennen sein", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann, der die Ergebnisse der Befragung in der heutigen Sportausschuss-Sitzung des Bundestages vorgestellt hat.
Es wird deutlich, dass die Verbände auf Bundesebene die Auswirkungen der Krise nur kurzfristig kompensieren können. Für das angenommene Szenario, dass ab dem dritten Quartal 2020 eingeschränktes Sporttreiben wieder möglich ist, wurde ein Schaden von rund 235 Millionen Euro für die Verbände ermittelt. Während eine Mehrzahl der Verbände in der Deloitte-Umfrage ihre finanzielle Lage zum 30. Juni 2020 noch als gesichert einstufen, sehen sich ca. 75 Prozent der Verbände zum 31. Dezember 2020 in ihrer Existenz stark oder sehr stark bedroht. Diese Situation wird sich weiter verschärfen, wenn das Sporttreiben auch über das dritte Quartal hinaus eingeschränkt bleibt, wovon inzwischen auszugehen ist.
Für die Vereine in SPORTDEUTSCHLAND ergaben die zusätzlichen Erhebungen von Landessportbünden im Schnitt einen aktuell erwartbaren Schaden pro Verein in Höhe von rund 12.000 Euro. Hochgerechnet auf die 90.000 Vereine in Sportdeutschland resultiert daraus eine Schadenshöhe auf der Vereinsebene von mehr als einer Milliarde Euro.
Der Großteil der Vereine und Verbände ist für die Bewältigung einer solchen Krise allein aufgrund vereinsrechtlicher Vorgaben nicht gut gerüstet. Die durch die gesetzlichen Vorgaben im Zuge der Gemeinnützigkeit begrenzten Rücklagen reichen in den meisten Fällen bei weitem nicht aus, um diese Krise zu bewältigen und werden schon in wenigen Wochen oder Monaten zu existenziellen Problemen der großen Art führen.
Als zentraler Faktor für die dramatischen Schäden in zahlreichen Sportarten auf Vereins- und Verbandsebene werden die derzeit fehlenden Sportveranstaltungen benannt, die sich auf zahlreiche Einnahmepositionen erheblich auswirken. "Jeder weitere Monat ohne Veranstaltungen bringt erhebliche Einbußen für Vereine und Verbände mit sich sowie natürlich auch für Ligen, Veranstalter und damit natürlich mittelbar auch für die Athlet*innen. Die existenziellen Fragen beschäftigen die handelnden und betroffenen Akteure nicht nur finanziell, sondern vor allem auch emotional" so Alfons Hörmann.
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