Zum Abschluss der Schießsport-Weltmeisterschaft in Kairo/EGY (12. bis 27. Oktober) fanden die Wettbewerbe mit dem 300m-Gewehr statt.
Und das deutsche Team konnte nochmals über zwei Medaillen jubeln: Das Frauen-Team gewann jeweils Bronze im Dreistellungskampf und im Liegendwettbewerb und schraubte die deutsche Medaillenbillanz bei dieser WM auf fünf Gold-, vier Silber- und zehn Bronzemedaillen.
Anna-Lena Geuther, Veronique Münster und Lisa Müller setzten sich beide Male im Bronzefinale gegen Polen durch: 17:13 hieß es im Dreistellungskampf (Geuther kniend, Münster liegend, Müller stehend), 16:14 im Liegendschießen. Wobei es liegend zu einem echten Krimi wurde: 12:6 führte das DSB-Trio bereits, dann glichen die Polinnen aus. Die 15. und letzte Serie musste entscheiden. Beide Teams schossen jeweils drei Zehnerwertungen, doch das deutsche Team hatte zwei Innenzehner und entschied deshalb das Match für sich. Dementsprechend jubelte das Trio über das doppelte Edelmetall: „Das waren spannende Finals mit perfektem Abschluss. Es hat viel Spaß gemacht, mit diesem tollen Team solche Finals schießen zu dürfen“, so Münster. Geuther hob den Teamgedanken hervor: „Unser Team ist einfach perfekt. Wir verstehen uns super. Wir haben so hart in den Finals gekämpft und wurden mit zwei Medaillen belohnt. Ein unbeschreibliches Gefühl.“ Und Müller, eine der vielseitigsten Schützinnen im DSB (von Luftgewehr bis 300m), meinte: „Nachdem mein Einzelwettkampf leider nicht so gut lief, da ich Probleme mit meiner Waffe hatte, bin ich unglaublich stolz, mit meinen zwei Mädels die Bronzemedaillen gewonnen zu haben.“
In den anderen Wettbewerben mit dem Großkaliber-Gewehr mussten sich die deutschen Schützen mit (guten) Plätzen zufriedengeben. Im Einzel-Liegendschießen kamen Münster (595 Ringe, 5. Platz), Müller (594, 6. Platz) und Geuther (585, 19. Platz) sowie Christian Dressel (596, 9. Platz), Matthias Raiber (592, 22. Platz) und Jörg Niehüser (591, 26. Platz) zum Teil in Medaillennähe. Im Mixed-Wettbewerb scheiterten Münster & Dreßel mit 397 Ringen als Fünfte lediglich um einen Ring am Bronzematch, Müller & Raiber hatten in der ersten Qualifikationsphase Platz zehn (585 Ringe, Münster & Dreßel Platz acht mit 587 Ringen) belegt. Das Männer-Trio erreichte im Teamwettbewerb liegend Platz sechs (1779 Ringe).
Jörg Dietrich, DSB-Disziplinverantwortlicher 300m, hob vor allem die Leistungen des Frauen-Teams hervor: „Ich bin sehr zufrieden mit der gezeigten Leistung, da es für Anna-Lena Geuther und Veronique Münster die ersten Weltmeisterschaften sind. Es ist ein tolles Team mit einer tollen Einstellung.“
Luftgewehr Frauen: 630,0 Ringe für Finaleingang
Besonders in die Luftgewehrfrauen hatten die Verantwortlichen große Hoffnungen gesetzt, einen der ausgeschriebenen vier Quotenplätze zu erreichen. Das Trio von Bundestrainer Claus-Dieter Roth schoss auch gut, doch zu dem erforderten Qualifikationsschnitt von exakt 10,5 Ringen pro Schuss – 630,0 Ringe reichten für Platz acht – fehlten einige Zehntel.
Am nächsten an diese Marke heran kam Denise Palberg. Mit 628,0 Ringen wurde sie 27. „Es war aufregend und ist interessant. Ich bin auf jeden Fall mit dem Ergebnis zufrieden. Hätte man mir das heute Morgen gesagt, hätte ich gesagt, danke, nehm‘ ich.“
Hannah Steffen, die für die abgereiste Jolyn Beer eingesetzt wurde, weil Beer ein Keim mit Verzögerung erwischt hatte, erfuhr erst am Abend vorher von ihrem Einsatz. „Hier drinnen war schon ganz schön viel Düse“, sagte sie, in Richtung Herz deutend. Prinzipiell zeigte sie sich zufrieden, aber: „Bei dem, was ich gesehen habe, hätte ich mir eine Finalteilnahme schon gewünscht.“ Anna Janßen hingegen, nach zwei Weltcup-Einzelsiegen die beste deutsche Gewehrschützin dieses Jahres, kam in Kairo nicht in ihre Form. Als 44. mit 626,9 Ringen war sie weit von ihrem Maximal-Können entfernt.
Dreistellungskampf Männer: Dallinger bärenstark
Maximilian Dallinger hatte den Bann schon am Vormittag gebrochen. Mit einer ausgezeichneten Leistung, mit 590 Ringen, war er bei Ringgleichheit Achter geworden, weil er mit 42 Innenzehnern den höchsten Wert im Vergleich zu seinen Konkurrenten aufwies. Damit war er der erste Deutsche in den Tagen von Kairo, der in einer olympischen Entscheidung bis ins Finale vorstieß. Zu verdanken hatte er das nach dem schwächeren Start mit 194 Ringen liegend seinen starken Vorstellungen liegend mit 200 und stehend mit 196 Ringen. Vor allem im letzten Anschlag zeigte er sich in dem dichten und hochklassigen Feld extrem nervenstark und schoss mit zwei Zehnern aus.
Diese Stärke zeigte er auch im Finale, in dem vier Quotenstartplätze für die Olympischen Spiele 2024 in Paris vergeben wurden. Kniend und liegend schoss er ausgezeichnet. „Hätte man mir diese Werte vorhergesagt, ich hätte es sofort unterschrieben“, so Dallinger. Doch in der ersten Fünferserie stehend rutschte der 26-Jährige mit fünf Neunerwertungen auf Rang sieben ab, nachdem er sich zuvor unter den besten Vier getummelt hatte. Er fing sich wieder, lag vor seinem letzten Schuss auf Rang sechs, doch er fiel mit der abschließenden 9,7 noch auf Rang sieben zurück, ein Zehntel fehlte ihm, so dass er ausscheiden musste. Angesichts seiner starken Leistung bilanzierte er: „Ich kann mir selbst nicht böse sein. Man muss anerkennen, dass die anderen besser waren.“
Kai Dembeck hatte im Vorkampf nach 395 Ringen auf Tuchfühlung zum Finale gestanden. Doch auch in Kairo konnte er seine Stehendschwäche nicht überwinden, traf lediglich 187 Ringe und fiel mit insgesamt 582 Ringen auf Platz 54 zurück. David Koenders war am Vortag in der Elimination am Cut zu den besten 70 gescheitert.
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