Interview mit Kathrin Stäube – Von der Typisierung bis zur Lebensretterin

In diesen Zeiten braucht es auch mal etwas Positives! Unser Interview mit einer Lebensretterin ist da genau das Richtige.

200320 DKMS KathrinEin Jahr lang wurden im Westfälischen Schützenbund durch die von Präsident Hans-Dieter Rehberg ins Leben gerufene Kampagne WSB/DKMS Menschen typisiert und Spenden gesammelt. Über 1.000 Schützinnen und Schützen sowie zahlreiche weitere Personen haben sich im Zuge dieser Kampagne ein Herz gefasst, um Menschen in Not zu helfen. „Eine Kampagne erfolgreich durchzuführen, ist die eine Sache. Hierbei bin ich sehr stolz, sagen zu können, dass unser Botschafterteam und die Schützenfamilie in Westfalen Großartiges geleistet hat. Es ist aber ebenso schön zu sehen, dass durch unser Mitwirken ein positives „Match“ gefunden wurde. Leben retten ist ein Privileg, welches nicht jedem zuteilwird“, erklärt uns Präsident Rehberg.

Wir haben die erste uns bekannte Spenderin zur Jugendklausur nach Radevormwald eingeladen, um mit ihr ins Gespräch zu kommen. Kathrin Stäube folgte unserer Einladung sehr gerne und nicht nur unser Mitarbeiter für Öffentlichkeitsarbeit Philipp Schulz, sondern auch viele andere engagierte Jugendleiter und Jugendsprecher hatten Fragen an sie.

Kathrins Weg führte von Herford nach Köln und ihre Spende ging sogar nach Übersee, aber wohin genau, das lesen Sie in unserem Interview mit ihr:

 

Hallo Kathrin, schön dass du dir die Zeit genommen hast, uns von deiner Erfahrung als als Spenderin zu erzählen. Zuallererst würde uns interessieren, wie du dazu kamst, dich typisieren zu lassen. War es auf einer Veranstaltung im Rahmen der Kampagne WSB/DKMS?

 

Es ist schön, helfen zu können und das bereits nach so kurzer Zeit. Um direkt die zweite Frage zu beantworten. Ja, es war im Rahmen der Kampagne WSB/DKMS. Ich hatte das Vergnügen, von Sabine Lüttmann auf dem Kreiskönigsball in Herford typisiert zu werden. Meine Entscheidung selbst war - wenn ich genau überlege - zwar an diesem Tag sehr spontan, aber dennoch sehr bewusst. Ich habe die Chance genutzt, mich typisieren zu lassen, da ich diese vorher so nicht hatte. Die Entscheidung, selbst helfen zu wollen, hatte ich aber schon vorher getroffen. Ich selbst habe im Berufsleben bereits Erfahrungen mit dem Thema Blutkrebs gemacht.

 

Nun lässt man sich an dem einen Tag typisieren, man bekommt einige Wochen später einen Ausweis der DKMS als Zeichen der Bereitschaft, zu spenden, aber dann verschwindet das Thema normalerweise erst einmal im Hinterkopf. Bei dir war es aber anders. Ziemlich schnell kam das Schreiben, dass du als potentielle Spenderin in Frage kommst. Was waren deine Emotionen, als du die Nachricht bekommen hast?

 

Die Nachricht, dass ich als potentielle Spenderin in Frage komme, kam bei mir per Mail und das während meines Urlaubs. Ich war auf jeden Fall erst einmal überrascht, dass es so schnell ging. Aber positiv überrascht, da ich mich ja genau aus diesem Grund typisiert hatte. Als ich aus dem Urlaub zurück war, stand da schon das Päckchen mit den nötigen Unterlagen von der DKMS.

 

Wie läuft dann das ganze Prozedere organisatorisch ab? Ist es viel Aufwand?

 

Ich muss dazu sagen, dass alles reibungslos und echt zügig vonstattenging. Das Päckchen, welches ich nach dem Urlaub vorfand, habe ich gar nicht mehr benötigt. Ich bekam die Aufforderung, direkt zur Vorsorgeuntersuchung zu erscheinen. In den verschiedenen Kontaktaufnahmen wurde ich immer wieder gefragt, ob ich mir sicher sei, spenden zu wollen. Ich kann mir also nicht vorstellen, dass am Ende jemand spendet, der dies nicht zu 100% möchte. Zwei Wochen später dann der nächste Schritt. Mir wurden zwei Arten der Entnahme erläutert. Entweder die periphere Stammzellenentnahme oder die Knochenmarkentnahme. Bei mir wurde es letzten Endes die periphere Stammzellenentnahme. Kurz gesagt bekommt man hier im Vorfeld der Entnahme via Spritze ein Medikament verabreicht, welches im fließenden Blut für eine vermehrte Produktion von Stammzellen sorgt. Wobei die Spritze eher wie eine Thrombosespritze ist. Also kaum spürbar. Danach funktioniert es ähnlich wie Blut spenden. Nach der Entnahme ist für den Spender erst einmal alles geschafft. Ich möchte dazu sagen, dass ich mich während der gesamten Zeit gut aufgehoben gefühlt habe. Das Personal und die Menschen, die den Vorgang vornehmen, sind freundlich, zuvorkommend und vor allen anderen Dingen sehr menschlich. Man kommt sich vor wie zu Hause.

 

Jetzt hast du bereits geholfen. Zumindest gehen wir hier davon aus, dass du ein Leben retten konntest. Möchtest du den Menschen hinter der Spenderwand kennenlernen? Und geht das überhaupt so einfach?

 

Was ich weiß, ist, dass meine Spende an jemandem in den USA gegangen ist. Nach zwei Jahren besteht die Möglichkeit, sich kennen zu lernen. Jedoch variiert hierbei die Dauer von Land zu Land. Eine weitere Spende kann man dann nach zwei Jahren wieder tätigen, da man für diesen Empfänger so lange reserviert ist.

 

Wirst du beim Thema Blutkrebs weiter aktiv sein oder bist du anderweitig aktiv beim Thema Spenden bzw. im Ehrenamt?

 

Egal ob Knochenmarkspende oder periphere Stammzellenentnahme, ich würde in jedem Fall wieder spenden, wenn jemand auf meine Hilfe angewiesen ist. Ich mache mir da auch gar keine Gedanken, ob und was passieren könnte. Die weltweite Medizin, aber vor allem auch die Medizin in Deutschland, ist so weit fortgeschritten, dass ein Risiko minimiert ist. Und mit den Erfahrungen, die ich jetzt sammeln durfte, hat man mir auch das letzte bisschen Angst genommen. Wenn da überhaupt mal so etwas wie Angst vorhanden war.

 

Noch eine letzte Frage, Kathrin. Gibt es etwas, das du anderen Menschen mit auf den Weg geben möchtest, welche vielleicht noch nicht typisiert sind?

 

Die Entscheidung, spenden zu wollen, sollte gut überlegt und bewusst sein. Es bringt niemandem etwas, wenn man sich erst typisieren lässt und dann im Nachhinein einen Rückzieher macht mit der Aussage „Ich habe es mir nochmal anders überlegt“. Die Typisierung kostet die DKMS viel Geld und die Menschen, welche wirklich Hilfe brauchen, sollten auch einen Spender bekommen, der sich dem Umstand entsprechend verhält. Selbst nachdem man das erste Schreiben bekommt, das man in der Vorauswahl ist, beeinflusst es das Leben nicht merklich. Die Kosten der Freistellung trägt die DKMS und wie bereits gesagt, wird einem das Spenden mehr als angenehm gestaltet.

Nicht als Anreiz zum typisieren, aber wirklich schön war, dass ich einige Tage nach meiner Spende von der DKMS ein weiteres Päckchen bekommen habe, über das ich mich sehr gefreut habe. Was drin war, behalten wir aber an dieser Stelle für uns. Wer in den Genuss des Spendens kommt, kommt vielleicht auch in den Genuss des kleinen Dankeschöns der DKMS!

 

Liebe Kathrin, vielen lieben Dank für das Interview. Du bist die erste aus den Reihen des WSB, welche uns im Rahmen der Kampagne WSB/DKMS als Stammzellenspenderin bekannt geworden ist. Auch unser Landesjugendsprecher Daniel Hüwelmeier wurde angeschrieben, dass er als Spender in Frage kommen könnte. Mal abwarten, was daraus wird. Ich bedanke mich für deine Zeit, aber vor allem für dein Engagement im Kampf gegen den Blutkrebs.

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