Herausforderungen, Chancen und Möglichkeiten für den organisierten Sport

Das wichtige Thema "Ganztag ab 2026" beschäftigt den LSB NRW, sowie seine Fachverbände und Kreissportbünde.

 

190426J Team LSB SportjugendRund 100 Teilnehmer*Innen trafen sich auf Einladung der Sportjugend NRW in Dortmund, um zum Rechtsanspruch auf den Ganztag ab 2026 grundlegende Herausforderungen, Chancen und Möglichkeiten für den organisierten Sport zu diskutieren.

Die Mitarbeiter*innen des Ressorts „Kinder- und Jugendsportentwicklung“ der Sportjugend NRW hatten einen Mix aus wissenschaftlichem Input, Workshops und dem Austausch mit Vertreter*innen aus dem organisierten Sport, aus dem Bereich Schule und den Trägern des Ganztags sowie den Wohlfahrtsverbände organisiert. Diese Zusammenstellung machte die Veranstaltung zu einem grundlegenden Auftakt für die Zukunft des Sports im Ganztag ab 2026. Die Moderation hatte der psychologische Berater und Coach Peter Koshorst, der die Teilnehmenden engagiert und souverän durch die Tagung führte.


Herausforderungen des Sports

Den wissenschaftlichen Input „Bewegung, Spiel und Sport im schulischen Ganztag“ gaben Prof. Dr. Miriam Kehne und Prof. Dr. Nils Neuber vom Forschungsverbund Kinder- und Jugendsport NRW. Darin gingen sie auf den Wandel der sozialen Rahmenbedingungen und die Ungleichheiten im Bildungswesen ein und nannten mit dem Blick auf die wichtigsten Herausforderungen des Sports in der zukünftigen Ganztagsbetreuung unter anderem die Themen „Partizipation ermöglichen“, „Qualifizierungen anbieten“, „Kooperationen eingehen“ und „Bewegungsräume sichern“.
 

Workshops

In zwei Workshop Phasen behandelten die Teilnehmenden in verschiedenen Arbeitsgruppen die Themen

  • Wie können Sportorganisationen sich dem Thema Rechtsanspruch auf Ganztag  annähern?
  • Welche Schritte sind auf dem Weg zu einer Gesamtträgerschaft zu gehen?
  • Wie können vorhandene Bewegungsräume genutzt werden?
  • Wohlfahrtsverbände als Kooperationspartner im Ganztag. Wie geht das?
     

Stimmen zur aktuellen Situation

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion beleuchteten die Vertreter*innen aus Sportjugend NRW, Sportvereinen, Schule und Wohlfahrtsverbänden die zahlreichen Aspekte der Ganztagsbetreuung und des zukünftigen Rechtsanspruchs und antworteten auf Fragen und Anmerkungen aus dem Plenum. Nachfolgend Stimmen zur aktuellen Situation im sportlichen Ganztag und zum „Sport im Ganztag 2026“:


Ralf Kamp (Vorstandsvorsitzender TV Jahn Rheine): “Wir sind als Sportverein nicht nur eine Ansammlung von Sportarten, sondern sind auch Träger von sieben offenen Ganztagsgrundschulen und einem sechszügigen Bewegungskindergarten, einem der ersten in NRW. Das ist unser Selbstverständnis, unsere Mission, unsere DNA. Wir schauen auf den einzelnen Menschen, auf das einzelne Kind. Für die Zukunft sehe ich spannende Möglichkeiten und Herausforderungen, aber leider ist der Ganztag 2026 auf Bundes- und Landesebene noch nicht vorbereitet. Deswegen sind wir als Träger im offenen Ganztag und Sportverein sehr verunsichert, wie wir uns jetzt gut vorbereiten können. Eine Veranstaltung wie hier mit vielen Vertreter*innen aus unterschiedlichen Bereichen, ist ausgesprochen hilfreich und spannend für mich, weil diese oft einen anderen Blickwinkel haben und helfen, daraus letztlich das beste Ergebnis für das Kind und den Verein zu erzielen“.


Marcel Fischell (Vorstandsvorsitzender des evangelischen Fachverbands Ganztagsangebote an Schule RWL): „Die Wohlfahrtsverbände sind natürlich Wettbewerber, wenn es um die Trägerschaft im Ganztag geht. Aber es ist deutlich geworden, dass wir den Rechtsanspruch aus der Wohlfahrtspflege allein gar nicht bewältigen können. Manchmal wissen wir vor Ort gar nicht, wer uns zum Beispiel als Stadt- oder Kreissportbund unterstützen kann. Viele meiner Kolleg*innen wissen gar nicht, was der organisierte Sport vor Ort macht. Ich kann nur an den Sport appellieren, auf die Wohlfahrtsverbände zu zugehen. In dem Zuge können Ideen entstehen, woraus dann konkrete Angebote für die Kinder entstehen können.“


Claudia Fischer (Leiterin der Osningschule Bielefeld): „Das, was der Sport für die Gesundheit, Wahrnehmung, koordinative Fähigkeiten und Sozialkompetenzen von Kinder macht- also das, was den Kindern im Moment fehlt- ist enorm wichtig und davon sollten wir  berichten. Das kann der organisierte Sport, indem er direkt auf die OGS-Leitung und die Schulleitung, Wohlfahrtsverbände zugeht oder auf die untere Schulaufsicht, die in den Städten und Kreisen verortet sind- denn dort  sind wir als Grundschule angesiedelt. Und da kann man durchaus mal sagen, ich möchte zu einer Schulleiter-Dienstbesprechung eingeladen werden und von den guten Sportprojekten erzählen“.


Martin Wonik (Vorstand Sportjugend NRW): „Der Landessportbund wird perspektivisch zwei Maßnahmen angehen, zum einen die Ressourcen unserer Mitgliedsorganisationen stärken über die halben Stellen Fachkräfte Ganztag bei den Stadt- und Kreissportbünden. Wir haben jetzt gerade 10 neue Stellen aus Eigenmitteln aufgestockt und werden mit dem neuen Haushalt der Landesregierung wahrscheinlich zusätzliche neue Stellen einrichten können. Wir unterstützen damit die Mitgliedsorganisationen, vor Ort die notwendigen Gespräche mit der Kommune, der Schule und den Wohlfahrtsverbänden zu führen. Politisches Ziel für 2023 war, in jedem Stadt- und Kreissportbund eine volle Fachkraftstelle einzurichten. Damit konnten wir uns gegenüber der Politik bisher leider nicht durchsetzen, verfolgen dieses Ziel aber weiter mit höchster Priorität.“. Zum anderen konzipieren wir gerade eine Qualifizierung für Fachkräfte, die im Ganztag tätig werden sollen. Wir wollen unsere Übungsleiter*innen befähigen, mit der Situation Schule zurecht zu kommen und von Schule als Fachkräfte akzeptiert zu werden.“

 

Text Ulrich Beckmann