Zweimal Gold, einmal Silber, zweimal Bronze lautet die Medaillenbilanz in Minsk. Doch am Ende musste das DSB-Team ohne weiteren Quotenplatz die Heimreise antreten.
Chaos-Start für DSB-Bogenschützen
Die Vorfreude auf die European Games vom 21.-30. Juni 2019 in Minsk/Weißrussland war gerade bei den Debütanten enorm. Doch dann erlebten Cedric Rieger, Janine Meißner & Co eine böse Überraschung bei diesem Top-Event: Zum Qualifikationsstart waren ihre Sportgeräte nicht da. Die Koffer waren von der Fluggesellschaft Belavia schlicht und einfach in Frankfurt liegen gelassen worden.
Nach dem Drama um das Gepäck der deutschen Bogenstars, haben die Recurve-Frauen im Teamwettbewerb versucht, das Beste aus sich herauszuholen. Michelle Kroppen, Elena Richter und Lisa Unruh, die das deutsche Team als Fahnenträgerin bei der Eröffnungsfier ins Stadion führte, trotzten den Umständen, mussten sich aber mit dem undankbaren vierten Platz zufrieden geben.
Ehepaar Reitz holt erste Medaille für Deutschland
Sandra und Christian Reitz holten mit Bronze die ersehnte Medaille für das DSB-Team im Mixed-Wettbewerb mit der Luftpistole – und damit auch die erste Medaille für Team Deutschland.
Weniger glücklich verlief der Wettkampf für das Luftgewehr-Mixed-Team Julia Simon und Julian Justus, die sich zwar auf einen guten 12. Platz schossen, aber um nur 0,7 Ringe einen sicheren Platz unter den besten Acht, verfehlten und somit auch die erwünschte Finalrunde. Jolyn Beer und Maximilian Dallinger belegten knapp dahinter Rang 16.
Bogen-Mixed-Team Kroppen/Rieger belohnt sich mit Bronze
In einem spannenden Match gegen Weißrussland erwachte nach anfänglichem Rückstand der Kampfgeist des deutschen Duos Michelle Kroppen und Cedric Rieger (Foto). Am Ende machten sich geballte Fäuste und große Freude breit, als der Pfeil eine Neun auf der Scheibe traf und das Endergebnis von 6:2 den Sieg besiegelte. Weniger Glück hatten die Compound-Schützen Janine Meißner und Marcel Trachsel. Mit 154:143 Ringen unterlagen sie dem Mixed-Team aus Russland deutlich im Viertelfinale.
Luftpistole: Reitz fehlt ein Ring für Finaleinzug
Nach seinem Bronze-Erfolg im Mixed musste Christian Reitz im Einzelwettkampf seine Medaillenhoffnung begraben. Besonders bitter: nur ein Ring fehlte zum Einzug ins Finale. Trotz eines Gesamtergebnisses von 578 Ringen fehlte dem Routinier die Konstanz. Zu kämpfen hatte auch Teamkollege Kevin Venta, der mit 571 Ringen lediglich Platz 22 belegte. Einen guten Start erwischte hingegen Julia Hochmuth bei den Damen. Lange Zeit schnupperte sie an den Finalplätzen, hielt sich immer in den Top 10 auf. Doch am Ende musste sie lassen und rutschte mit einem Gesamtergebnis von 569 Ringen auf Rang 17 zurück. „Zwei schlechte Schüsse haben sie aus der Bahn geworfen“, erklärt Pistolen-Bundestrainerin Barbara Georgi. 567 Ringe lautete das Endergebnis für Sandra Reitz, die damit ebenfalls das Finale verpasste und sich knapp hinter Hochmuth auf Platz 22 einreihte.
Enttäuschte Gesichter bei den Trap-Schützen
„Mit den erreichten Ergebnissen können weder die Trainer noch die Athleten zufrieden sein“, zog Trap-Bundestrainer Uwe Möller ein ernüchterndes Fazit nachdem seine Schützlinge das Finale der besten Sechs deutlich verpassten. Katrin Quooß hatte zusätzlich erschwerte Bedingungen. Ähnlich wie schon bei den Bogenschützen, kam auch ihre Flinte erst mit Verspätung in Minsk an. Hinzu kam, dass die Munition, die sie vor Ort kaufen musste, zu viele Versager hatte, so dass Quooß zusätzlichen Scheibenabzug erhielt (Platz 24/98 Treffer). Platz 12 von Sonja Scheibl mit 103 Scheiben war da eher das Trostpflaster für das deutsche Team. Paul Pigorsch erwischte einen guten Start, aber ab der dritten Serie war auch bei ihm „der Wurm drin“, so Bundestrainer Möller. Schlechte Kontraste im Annahmebereich und verspätete Scheiben führten zu Ratlosigkeit und Platz 28 (106 Treffer). Andreas Löw schoss immer ein bis zwei Scheiben pro Runde zu wenig und musste sich letzten Endes mit 111 getroffenen Scheiben und Platz 22 begnügen.
Die European Games endeten für die deutschen Trap-Schützen, wie sie begonnen haben: enttäuschend. Im Mixed-Wettbewerb traten die Teams Sonja Scheibl/Andreas Löw und Katrin Quooß/Paul Pigorsch an. Doch wie bereits in den Einzel-Wettbewerben fand keiner der vier DSB-Schützen einen Rhythmus, der erforderlich ist, um hohe Serien zu schießen. Am Ende belegten sie die Plätze 21 (120 Treffer Scheibl/Löw) und 23 (115 Treffer Quooß/Pigorsch).
Luftgewehr: Beer belohnt sich nicht
Zum wiederholten Mal stand Jolyn Beer (Foto) nach einer starken Qualifikationsleistung im Finale um einen Quotenplatz, konnte dort jedoch nicht an die gezeigte Leistung anknüpfen und wurde Achte. Das Finale war auch ganz klar das Ziel von Julia Simon, der zweiten deutschen Starterin. Doch mit 624,0 und Platz 21 zeigte sie nicht die Leistung, die sie im Stande ist, zu bringen. Auch Julian Justus und André Link konnten nicht zufrieden sein. Die beiden DSB-Schützen kamen als 31. (621,3 Ringe, Justus) und 32. (620,3 Ringe, Link) ins Ziel – zu wenig oder wie Roth es formuliert: „Bei den Männern ist noch Luft nach oben.“
Recurve: Rieger scheidet aus und Kroppen besiegt Richter
Eine ganz bittere Niederlage musste Cedric Rieger in der zweiten Runde des Einzel-Wettbewerbs hinnehmen. Gegen den Franzosen Jerome Chirault verlor der DSB-Schütze den ersten Satz mit 27-28, anschließend teilten sich die beiden Kontrahenten viermal (!) die Punkte (27-27, 28-28, 28-28, 25-25). Bitter war vor allem der letzte Satz, als Rieger eine Sechs des Gegners nicht zum Ausgleich nutzen konnte.
Der holprige Start mit den Leihbögen sorgte dafür, dass das deutsche Trio mit deutlich schwächerer Ausgangsposition als erwartet in die Ko-Phase ging. Das traf vor allem auf Fahnenträgerin Lisa Unruh zu, die die Qualifikation lediglich als 33. beendete und es somit bereits in Runde zwei zum Duell mit der an eins gesetzten Niederländerin Gabriela Bayardo Chan (NED) kam. Unruh schoss nicht schlecht, aber nicht gut genug und verlor 1:7 (28-30, 26-29, 27-27, 25-27). Zu allem Unglück trafen in der zweiten Runde Michelle Kroppen und Elena Richter im direkten Duell aufeinander. „Es ist immer ein blödes Gefühl, wenn man sehr früh gegen eine Teamkollegin antreten muss. Aber im Endeffekt stehen wir an der Linie als Gegner.“ sagte Kroppen.
Mit der erhofften Einzelmedaille hat es im Bogensport nicht geklappt. Sowohl Michelle Kroppen als auch Janine Meißner kassierten im Achtel- bzw. Viertelfinale Niederlagen und schieden somit als Neunte bzw. Siebte aus. Die Medaille hatte sich auch Compounderin Meißner erhofft, doch die Türkin Yesim Bostan erwies sich beim 145:139 als stärker.
Mixed 50m Liegend: Dallinger/Straub schrammen an Bronze vorbei
Im nicht-olympischen Mixed 50 Meter KK-Liegend lagen Maximilian Dallinger und Isabella Straub zu jeder Zeit auf Medaillenkurs. Als Zweite der Qualifikation (414,6 Ringe) zogen sie souverän in das Viertelfinale ein, und auch dort ging es als Nummer zwei (205,3) in die nächste Runde. Erst beim Griff nach den Medaillen klappte es nicht mehr ausreichend – die 204,8 Ringe waren exakt ein Ring zu wenig, um zumindest Bronze zu gewinnen.
Auch das zweite deutsche Mixed-Team, Selina Gschwandtner und André Link, zog in das Viertelfinale ein. Dort lief es nicht wie gewünscht, die 200,6 Ringe waren zu wenig.
Schnellfeuerpistole: GOLD für Oliver Geis
2015 bei der Premiere der European Games in Baku/AZE hatte Oliver Geis bereits Bronze gewonnen, vier Jahre später in Minsk/BLR setzte er sich die European Games-Krone auf – GOLD! Christian Reitz musste sich nach starker Qualifikation mit Platz fünf zufrieden geben. Im Finale standen zwei Deutsche, zwei Franzosen, ein Russe und ein Türke. Bis auf den türkischen Außenseiter waren alles Weltcup gestählte Schützen. Reitz hatte die Qualifikation mit 588 Ringen und einem neuen Rekord für die European Games souverän gewonnen, Geis zog als Drittplatzierter mit 581 Ringen in das Finale ein. Olympiasieger Reitz erwischte jedoch keinen guten Start und war mit sechs Treffern nach den ersten zwei Serien Schlusslicht. Geis kam mit sieben Treffern auch nicht viel besser aus den Startlöchern. "Das Finale war aus meiner Sicht anfangs etwas wackelig, danach konnte ich mich stabilisieren und gute Hits landen", so Geis nachher. Reitz fand dagegen keinen Rhythmus und schied nach nur einem Treffer als Fünfter aus. Geis blieb am „Drücker“ und lieferte sich mit den Franzosen Quiquampoix und Bessaguet einen tollen Dreikampf. Und in der siebten Serie machte er den entscheidenden Schritt an die Spitze sicherte sich mit 33 Treffern und einem neuen Rekord für die European Games den Titel. Bundestrainer Detlef Glenz hatte ein lachendes und ein weinendes Auge: "Während Christian in der Qualifikation noch der Stärkste war, ging im Finale kein Weg an Olli vorbei. Von meinen beiden Assen hat leider nur eines gestochen. Tolle Leistung von Olli, schade für Christian.“
Sportpistole: Im Finale fehlen die hohen Wertungen
Die Hoffnung auf eine Medaille war da und vollkommen berechtigt: Denn mit Monika Karsch und Doreen Vennekamp hatten beide DSB-Starterinnen das Finale der besten acht Schützinnen erreicht. Karsch gar als klare Nummer eins mit 589 Ringen und einem neuen European Games-Rekord. "Meine Qualifikation war sehr gut, auf das Ergebnis bin ich saustolz, das war wirklich sehr stark", meinte Karsch. Der Start in das Finale verlief auch gut, doch im zweiten Teil fielen die Scheiben nicht mehr. Vennekamp verabschiedete sich als Sechste aus dem Wettkampf, Karsch folgte direkt danach.
KK 3x40: Beer bringt sich selber um den Lohn
„Das war zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel!“ Das Fazit von Bundestrainer Claus-Dieter Roth traf die Leistung von Maximilian Dallinger auf den Punkt. Seine 1164 Ringe (384, 395, 385) waren solide, aber auch nicht mehr. Letztlich fehlten neun Ringe zum Finaleinzug.
Zweites Finale nach starker Qualifikation, zweites Mal keine gute Leistung im Finale: Jolyn Beer belegte im Kleinkaliber 3x40-Wettbewerb – wie bereits im Luftgewehr – lediglich den achten Platz. Damit verpasste sie es auch, einen Quotenplatz für Tokio 2020 zu gewinnen. Die Qualifikations-Erste erwischte von Beginn an einen schlechten Start. Beer reagierte mit Kopfschütteln. Weit entfernt von dem einen zu vergebenen Quotenplatz für Tokio 2020. In der Qualifikation hatte Beer mit 1174 Ringen (392, 395, 387) einen neuen Rekord für die European Games aufgestellt. Für Vize-Weltmeisterin Isabella Straub lief es dagegen nicht wie gewünscht. Am Ende lautete das Ergebnis 1153 Ringe (380, 389, 384) und Platz 22.
Skeet Frauen/Männer: Korte zeigt eine ordentliche Leistung
Wie bereits zuvor die Trap-Schützen konnten auch die Skeet-Schützen nicht das Finale der besten Sechs erreichen. Der Westfale Sven Korte konnte sich keinen Vorwurf machen, er zeigte eine ordentliche Leistung mit 118 Treffern, nachdem er am zweiten Qualifikationstag lediglich zwei von 50 Scheiben fliegen ließ. Am Ende hieß es Platz 14, Korte verpasste um drei Scheiben das Finale. Katrin Wieslhuber (ebenfalls SSC Schale) arbeitete sich am zweiten Tag mit insgesamt 44 Treffern nach vorne, doch schließlich waren auch ihre 107 Scheiben (Platz 18) deutlich zu wenig, um in die Nähe des Finals zu kommen. Gleiches gilt für Vanessa Hauff, die es auf 106 Treffer brachte und Platz 22 belegte.
Ihren letzten Auftritt in Minsk hatten sich die Skeet-Schützen Vanessa Hauff und Sven Korte sicher auch anders vorgestellt. Und auch Bundestrainer Axel Krämer hätte sich wohl ein anderes Ende für seine Athleten gewünscht und dass, obwohl der Bundestrainer sich mit Kortes Leistung durchaus zufrieden zeigte: „Mit 3x24 Scheiben bestätigte er seine gute Form und zeigte bei wechselnden Licht und Windgeschwindigkeiten eine solide Leistung.“ Trotzdem blieb am Ende nur der undankbare letzte Platz (19. Platz/128 Scheiben) bei einer enttäuschenden Vorstellung des deutschen Flinten-Teams.
Krönender Abschluss für Pistolen-DuosDas Beste kommt zum Schluss: Gold und Silber gab es am letzten Tag der European Games in Minsk/BLR für die Mixed-Duos (Foto) Doreen Vennekamp/Oliver Geis und Monika Karsch/Christian Reitz mit der Standardpistole. Damit komplettieren sie die Medaillensammlung des DSB-Teams, das am Ende doch mit gemischten Gefühlen den Heimweg antritt. Bereits in der Qualifikation dominierten die beiden deutschen Teams den neu geschaffenen Mixed-Wettbewerb mit der Standardpistole. Mit fast zehn Ringen Vorsprung auf die Verfolger brachten sich die Duos in Position. Oliver Geis und Doreen Vennekamp bezwangen daraufhin im Halbfinale Österreich und schossen sich – genau wie ihre Teamkollegen Christian Reitz und Monika Karsch, die Russland aus dem Rennen kickten – in die finale Runde. Dort brannten Doreen Vennekamp und Oliver Geis ein echtes Feuerwerk ab und holten sich mit 199,5 Ringen und einem deutlichem Abstand von sieben Ringen Gold vor ihren Teamkollegen Monika Karsch und Christian Reitz, die mit Silber in der Tasche nicht nur Sportdirektor Heiner Gabelmann glücklich machten, sondern laut ihm auch für einen „schönen Abschluss des DSB-Teams“ sorgten.