Bogen-EM München: Eine Bilanz des Glücks bei der "EM dahoam"

Die Europameisterschaften in München, die "EM dahoam", war organisatorisch und sportlich ein voller Erfolg.

 

220620 EM Bogen MnchenTraumwetter, ein begeistertes Publikum und fünf deutsche Medaillen. Das macht Lust auf mehr internationalen Bogensport. Und der wird kommen, denn 2023 findet die WM in Berlin statt, 2024 gastiert Europas Elite abermals in Deutschland, dann in Essen.

 

Kroppen der Star der „EM dahoam“
Gold mit Katharina Bauer und Charline Schwarz im Teamwettbewerb! Silber im Mixed mit Florian Unruh! Silber im Einzel! Keine Frage: Michelle Kroppen (SV GutsMuths Jena/BSG Ebersberg) war der Star der EM. Noch nie war es einer Sportlerin in der nunmehr 27-jährigen EM-Historie gelungen, drei Medaillen bei einer Europameisterschaft zu gewinnen. Die 26-jährige Bundespolizistin schoss wie von einem anderen Stern, zeigte Konstanz auf höchstem Niveau. Und das die gesamte Woche über. In der Qualifikation stellte sie ihre Bestleistung ein (675 Ringe), im Mixed stellte sie mit Unruh einen neuen Europarekord auf (1362 Ringe). Und nachdem die erste Enttäuschung nach dem verlorenen Einzelfinale verflogen und die Tränen getrocknet waren, wurde Kroppen bewusst, was sie geschafft hatte: „Ich habe hier nichts verloren, sondern Erfahrung gesammelt für die nächsten Wettkämpfe. Es bringt mich einfach nur weiter!“ Denn es geht natürlich weiter. Die Bogen-Elite ist in Bälde wieder gefordert, dann beim Weltcup in Paris: „Jetzt steht eine Acht-Stunden-Rückfahrt mit Mama an, dann Grillen wir zu Hause mit der Familie, ab Mittwoch wird wieder trainiert“, erzählte Kroppen kurz von den nächsten Tagen. Paris ist natürlich ein gutes Stichwort: 2024 finden dort bekanntermaßen die nächsten Olympischen Spiele statt, und sind bei der Olympia-Dritten im Team 2021 bereits im Hinterkopf: „Wer weiß, vielleicht steht man in Paris in drei Goldmedaillenmatches, dann kann ich von dieser Erfahrung profitieren.“

 

Das deutsche Team ist ein Team
Doch natürlich bestand das deutsche Team nicht nur aus Kroppen. Florian Unruh gewann zwei Silbermedaillen, Katharina Bauer Gold und Bronze, Charline Schwarz Gold. Und auch Jonathan Vetter und Moritz Wieser hatten als EM-Siebte bzw. -Achte keineswegs enttäuscht. Damit war das DSB-Team das erfolgreichste Recurve-Team bei der EM, insgesamt sammelten nur die Türken - auch dank ihrer Compounder - mehr Medaillen ein (acht). Bundestrainer Oliver Haidn und Nachwuchs-Bundestrainer Marc Dellenbach haben ein Team geformt, dass harmoniert und Spaß hat: „Wir sind zu einem tollen Team zusammengewachsen. Es gab einige Abgänge und einige Neuzugänge, wir haben eine mannschaftliche Geschlossenheit, die Schützen vertrauen und respektieren einander. Jeder steht für jeden ein", so der Bundestrainer. Haidn lobte den den DSB, den BSSB, die Partner wie Toyota, Erima oder Bundespolizei, Bundeswehr oder Sporthilfe für die großartige Unterstützung und dankte in aller erster Linie seinen Athleten: „Wir haben hart trainiert, und das zahlt sich aus. Wir sind eine der Top-Nationen in Europa und in der Welt, wir haben die EM zu unserem Vorteil genutzt.“

 

Zuschauer pushen deutsche Athleten
Man sagt den deutschen Zuschauern ja Zurückhaltung nach, bisweilen ist von einem Operettenpublikum die Rede. Das traf auf München ganz und gar nicht zu. Die Finalisten wurden bejubelt, die deutschen Stars teilweise frenetisch von den 1300 Zuschauern angefeuert. Dabei tat sich die BSG Raubling, der Heimatverein Bauers, hervor, der mit einer Hundertschaft samt Bürgermeister vor Ort war und das Publikum, inklusive der Fußballbrüder Mats und Jonas Hummels, dirigierte. Selbst ein nicht für emotionale Ausbrüche bekannter Florian Unruh zeigte sich angetan: „Die Atmosphäre war wirklich super, vor allem, dass die Tribünen so voll waren!“ Haidn, der Olympische Spiele, Welt- und Europameisterschaften und Weltcups erlebt hat, war begeistert: „Es war sagenhaft! Man wünscht sich so etwas, man kennt ja viele internationale Wettbewerbe. Es ist mit das Beste, was wir jemals erlebt haben.“

 

Es bleibt zu hoffen, dass München nicht der Schlusspunkt, sondern der Startschuss für eine noch positivere deutsche Bogen-Zukunft war. Die Bedingungen sind glänzend: Die deutschen Bogenschützen sind Weltklasse, die nächsten internationalen Top-Veranstaltungen mit Quotenplatzvergabe für die Olympischen Spiele 2024 in Paris finden in Berlin (WM 2023) und Essen (EM 2024) statt. Auch Kroppen blickte bereits mit einem Glänzen in den Augen voraus: „Ich freue mich jetzt schon extrem auf Berlin nächstes Jahr, weil das nur mindestens genauso gut werden kann.“

 

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TEXT & FOTO DSB